Der Gehorsam der Mitläufer

•31. Januar 2010 • Kommentar verfassen

Es gibt zahlreiche Experimente zum Thema Gehorsam und der daraus entstehenden Mitschuld an amtlich verordneten Verbrechen. Den besten Anschauungsunterricht erhielt man wohl bei den Berichten über sogenannte „Mitläufer“ im Dritten Reich. Leute die „nur“ ihre Pflicht taten und dabei zu wahren Monstern mutierten, welche die Anforderungen ihres Führers noch weit übertrafen. Eigentlich brave und gutmütige Staatsbürger, die plötzlich zu wilden, erbarmungslosen Tieren werden.

Aber das ist kein rein deutsches Phänomen und auch keines, das auf totalitäre Systeme begrenzt ist. Auch die Ausschreitungen von amerikanischen Wärtern im berüchtigten Gefängnis Abu Ghuraib oder von Soldaten in Kriegsgebieten sind Beweis für das Monster, das in ganz normalen Menschen steckt. Vielleicht auch in Ihnen oder mir, wer weiß? Vielleicht muss man es nur wecken. Jedenfalls sollten wir das im Hinterkopf behalten, wenn wir heute behaupten, dass wir nicht verstehen wie bei den Nazis so viele Deutsche nur zugesehen oder sogar begeistert mitgemacht haben. Wir selbst hätten da natürlich ganz anders gehandelt … Tatsächlich?

Ich denke die grundsätzliche Ausrichtung der Menschen hat sich im Lauf der Jahrhunderte nicht wesentlich verändert. Nach wie vor suchen wir nach Vorgaben und Richtlinien nach denen wir uns ausrichten können, nach Autoritäten die uns sagen was richtig und falsch ist, nach „Führern“ die uns die Verantwortung abnehmen für unser Leben. Ich weiß, das ist bei jedem unterschiedlich ausgeprägt, aber in der ein oder anderen Form taucht diese Obrigkeitssehnsucht doch immer wieder auf.

Radikale Religionsführer aller Schattierungen erleben immer neuen Zulauf – egal ob das fundamentalistische Moslems, Juden oder Christen sind. Egal ob es scheinbar starke politische Führer sind oder Rattenfänger mit offensichtlich einfachen Lösungen für komplexe Probleme – die Menschen sind nur allzu gern bereit zu folgen. Eines der interessantesten Experimente dazu war wohl der Milgram-Versuch:

Auch wenn die Ergebnisse aus dem Versuch immer wieder kontrovers diskutiert werden und auch wenn es sich bei den beiden Youtube-Ausschnitten um Filmszenen handelt – die Erkenntnis bleibt: Ohne den blinden Gehorsam und der Obrigkeitshörigkeit wären Diktaturen und sonstige Verstöße gegen die Menschenrechte kaum möglich. Wo aber liegt die Grenze. Anarchie wäre doch auch kein erstrebenswerter Zustand, oder? Schauen wir wie es weiter geht. Vor allem die Lage des Zuschauers (Beobachters) und die Erkenntnis als er sich seiner Rolle bewusst wird, finde ich interessant. Aber schauen Sie selbst:

Wir alle brauchen Regeln und Gesetze. Ohne diese Hilfsmittel wäre ein Zusammenleben leider (noch) nicht möglich. Wenn diese Regeln und Gesetze aber ohne Herz, ohne Liebe und buchstabengetreu umgesetzt werden, ohne kritisches Hinterfragen – dann laufen wir große Gefahr das Monster in uns zu wecken. Wenn die oberste Autorität nicht mehr der Ethik und dem Rechtsbewusstsein gehört, sondern Buchstaben und Zahlen eines willkürlichen Buches oder Befehls, dann verlieren wir die Menschlichkeit, oder das was wir darunter verstehen.

Liebe, Mitgefühl und die goldene Regel, anderen nichts anzutun, was man selbst auch nicht erleben möchte, das alles sind Dinge, die wir mit Sicherheit noch nicht immer umsetzen können. Und wir sind auch noch weit davon entfernt, dieses Ideal wirklich zu leben, sonst bräuchten wir nicht so viele Gesetze. Aber so lange diese übergeordneten ethischen Grundsätze über den Gesetzestexten und Autoritätsvorgaben stehen, können wir Regeln mit Leben füllen und sie menschlich auslegen. Damit wäre ein Grundstein für eine bessere Welt gelegt, auch wenn das noch ein bisschen blauäugig klingen mag, ein schöner Traum ist es allemal. Was meinen Sie?

Neujahrsvorsätze

•29. Dezember 2009 • Kommentar verfassen

Alle Jahre wieder … kommt der Wunsch geschwind
auf die Erde nieder, weiß wie Menschen sind
Streben nach dem Bessern, aller Laster Ende
doch siegt die Versuchung, es gibt keine Wende

Gehören Sie auch zu denen, die sich Jahr für Jahr an Sylvester Dinge vornehmen, die oft schon an den Heiligen drei Königen Geschichte sind? Wenn ja – kein Grund sich zu schämen. Sie sind in guter Gesellschaft. Entschlüsse, die man auf einen bestimmten Tag legt und womöglich noch unter Alkoholeinfluss fasst, taugen sehr selten für langfristigen Erfolg.

Wenn Sie wirklich Dinge in Ihrem Leben ändern wollen, dann entschließen Sie sich einfach dazu – jetzt und hier. Es bedarf keines besonderen Datums um sein Leben zu ändern. Vielmehr bedarf es einer besonderen Erkenntnis. Nämlich der, dass man nicht ewig Zeit hat. Ihr jetziges Leben ist das Resultat Ihrer früheren Entscheidungen und Handlungen. Und Ihr künftiges Leben entscheidet sich JETZT – alles was Sie jetzt tun, denken oder auch nicht tun, wird Ihr Leben in der Zukunft beeinflussen. Für alle, die denken: „Ich ändere das irgendwann – es eilt ja nicht“, haben wir hier eine kleine Übung:

Ich möchte Ihnen nicht die Neujahrsvorsätze ausreden, oder Sie entmutigen, ganz im Gegenteil. Nutzen Sie dieses Instrument aber dieses Jahr richtig. Nehmen Sie sich im Vorfeld ein paar Minuten (oder Stunden wenn Sie wollen) Zeit und versuchen Sie herauszufinden, was Sie wirklich wollen. Wie soll Ihr Leben aussehen? Und dann treffen Sie eine Entscheidung, Ihr Leben auf dieses Wunschbild auszurichten. Ohne Kompromisse und egal wie lange es dauern wird.

Ich wünsche Ihnen maximalen Erfolg dafür, einen guten Rutsch ins neue Jahr und ein 2010 ganz nach Ihren Vorstellungen 😉

Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler

Keine Angst vor großen Fehlern

•29. Dezember 2009 • Kommentar verfassen

Wir alle haben Angst vor großen Fehlern, dass wir irgendetwas falsch machen das uns großen Schaden zufügt. Und zugegeben, es gibt fatale Fehler – zur falschen Zeit ein Bahngleis betreten, an einer Kreuzung einem 40-Tonner die Vorfahrt nehmen, oder gegenüber dem 40-Tonner auf seiner Vorfahrt bestehen – ich meine, man würde in der Gewissheit sterben Recht gehabt zu haben 😉

Aber im Ernst. Tatsächlich sind es doch selten die großen Fehler im Leben die uns schaden. Oft haben große Fehler eher einen Aha-Effekt ausgelöst und unser Leben positiv verändert – wie gesagt, wenn es nicht gerade der 40-Tonner war.

Aber was uns wirklich schadet sind die kleinen Fehler, die wir uns angewöhnt haben und immer wieder wiederholen. Zuviel essen – Rauchen – falsche Ernährung allgemein – Extrem-Couching anstatt Bewegung – Fernsehen statt lesen, den bequemen Weg gehen – vor Schwierigkeiten zu flüchten – die kleinen Gewohnheiten die uns mit kleinen Tapsern Richtung Totalschaden führen – ganz unmerklich … Ein Totalschaden, der dann scheinbar „aus heiterem Himmel“ zu kommen scheint – von einem Moment auf den nächsten bricht alles zusammen und wir suchen verzweifelt den Auslöser dafür – aber es ist keiner zu finden – weil es diesen einen Auslöser nicht gibt.

Unsere heutigen Ergebnisse sind das Resultat von dem was wir bisher gedacht, getan oder auch nicht getan haben. Unser tagtägliches Verhalten, unsere ganz normalen Gewohnheiten führen uns zum Erfolg, sprich zu einem gewünschten Zielzustand oder eben davon weg. Keine großen Taten, weder positiv noch negativ sind dafür verantwortlich, sondern die tagtäglichen Kleinigkeiten.

Hier noch ein Schokolädchen – da noch ein Zigarettchen – und so ein Schnäpschen in Ehren – oder das eine Mal zu viel essen – oder über den Durst trinken – oder auf der Couch liegen bleiben … das kann doch nicht schaden …

Niemand sollte ein Leben führen wie ein Asket – der sich überhaupt nichts gönnt und aus reiner Disziplin besteht. Ich finde das kein erstrebenswertes Ziel – aber man sollte sich schon bewusst machen, wie der eigene Tag unbewusst auf Autopilot abläuft und was man so den Tag über, und natürlich auch die Nacht über mit seinem Körper und seinem Geist anstellt.

Wo führen Ihre Gewohnheiten und wiederkehrenden Gedanken Sie hin? Sind Sie produktiv und führen sie überwiegend hin zu Ihren Zielen oder weg davon? Prüfen Sie ehrlich und gründlich – nehmen Sie sich die Zeit zur Analyse. Machen Sie sich mal den Spaß und notieren Sie alles, was Sie so den ganzen Tag über zu sich nehmen, wie Sie sich verhalten und warum, und womit Sie sich gedanklich überwiegend beschäftigen.

Versuchen Sie mal sich so viel wie möglich Ihres Tagesablaufs BEWUSST zu machen – also ihren Autopilot sichtbar zu machen. Vielleicht werden Sie überrascht sein, was sich da so alles eingeschlichen hat …

Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler

Geben um zu bekommen – Wird man wirklich dafür belohnt?

•4. November 2009 • Kommentar verfassen

„Die Welt antwortet auf Gebende positiver als auf Nehmende. Wenn Sie für sich einen Weg finden um für andere Menschen von Nutzen zu sein, werden auch Sie mit Glück und Wohlstand belohnt und werden das bekommen, was Sie sich wünschen.“

Dies ist ein Zitat aus einem Newsletter.

Das ist ein schöner Gedanke. Aber ist er auch wahr? Ich denke nicht. Den Menschen wird gerne erzählt, tue Gutes und Du wirst belohnt, spätestens im Himmel. Die modernere Variante dieses Märchens kommt aus Amerika und heißt „Gebe um zu bekommen.“

Dieser weit verbreiteten Theorie nach, wächst der eigene Wohlstand, durch Abgabe von mindestens zehn Prozent des eigenen Einkommens. Darum praktizieren das so viele Menschen, nicht nur Amerikaner.

Aber stimmt das wirklich? Mal abgesehen, dass dies ziemlich unedle Gründe sind, um anderen zu helfen, sondern eher eine andere Form des Egoismus der allen nutzt 😉 Aber wirkt es wirklich? Man sagt, wer gibt zeigt dem Universum und vor allem sich selbst, dass er oder sie in Fülle lebt – im Überfluss (ich hab soviel, ich kann abgeben) und damit weiteren Wohlstand anzieht.

Ich denke, dass es in soweit wirkt, dass wir ein anderes Bild von uns selbst bekommen. Wir werden uns der positiven Seite des Geldes bewusst und erkennen, dass es unsere Möglichkeiten erweitert. Aber es stimmt nicht, dass alle, die sich für Andere einsetzen dafür belohnt werden – jedenfalls nicht materiell. Ich könnte jetzt eine ganze Liste von Beispielen aufzählen, die sich für andere Menschen aufgeopfert haben, ohne selbst wirklich materielle Vorteile zu erlangen.

Die Belohnung lag vielmehr im Nicht-Materiellen-Bereich. In der Gefühlswelt, in der Zufriedenheit mit sich selbst, in dem Wissen für einige Menschen einen Unterschied gemacht zu haben, in der Zuversicht, das eigene Leben hätte eine Bedeutung für die Welt. Wer darüber hinaus, auch noch Wohlstand und materiellen Reichtum erlangen will, muss aber aktiv werden und Profite anstreben. Nicht direkt mit dem Hilfsprojekt, aber mit der inneren Souveränität, die er oder sie dadurch erlangt hat.

Auf diesem indirekten Weg, kann ich mir einen Zusammenhang zwischen Geben und Bekommen vorstellen. Alle anderen Theorien bleiben eine Glaubensfrage und somit jedem selbst überlassen – Was denken Sie?

Live-Event – Der Weg raus – Zeit für Veränderung

•28. Oktober 2009 • Kommentar verfassen

Hallo,

ich freue mich ganz besonders, dass ich an dieser Stelle, zu unserem ersten Live-Event einladen kann.
Ich denke es ist uns gelungen, am 22. November 2009 in Neckarsulm (bei Heilbronn) ein Seminar
der Extraklasse auf die Beine zu stellen. Und das Beste daran – wir werden es zum Selbstkostenpreis veranstalten.

Das heißt für Sie 38,00 Euro inklusive Wasser und Apfelsaft, sowie Kaffee und Gebäck und ein 3-Gänge-Buffet Mittags. Als Haupt-Akt des Tages wird Heinz-Jürgen Scheld, der Gründer und Entwickler der Keet-Seminare und Faculty-Member bei iLearningGlobal – ein Kurzseminar zum Thema: „Die geheime Psychologie des Erfolgs“ halten.

Davor werden wir uns mit den Märkten der Zukunft beschäftigen und wie man diese für sich nutzen kann.
Wir werden die Zeit ein bisschen deutlicher und bewusster machen, die jedem der Teilnehmer noch bleibt um seine
oder ihre Träume zu verwirklichen und wie man die nötigen Werkzeuge dazu erhält und zu nutzen lernt.

Weitere Infos und Anmeldung unter www.flatrate-lernen.de/wegraus

Ich freue mich darauf Sie in Neckarsulm persönlich kennen zu lernen – und wer weiß,
welche Ressourcen sich daraus ergeben. CU in Neckarsulm.

Verbindende Elemente als Grundlage für ein friedliches Miteinander

•17. Oktober 2009 • Kommentar verfassen

Dieses Video kennen Sie vielleicht schon. Die Bewegung Playing for change greift schließlich immer weiter um sich und gewinnt weltweit immer mehr Fans. Man kann es trotzdem immer wieder anschauen.

Musik als verbindendes Element zwischen Menschen, die sich sonst eher stark unterscheiden. In ihren Werten, ihrer Weltanschauung, ihrem Glauben, ihren Überzeugungen und/oder ihrer Art zu leben. Das Projekt zeigt, dass es möglich ist. Es zeigt aber auch, dass es nur möglich ist, wenn wir bereit sind, uns auf die Elemente zu konzentrieren, die uns verbinden, nicht auf die, die uns trennen.

Es ist letztlich unsere Entscheidung, auf was wir unser Augenmerk legen. Wenn wir uns darauf konzentrieren, was uns trennt, werden wir genügend Hinweise finden, die uns bestätigen. Aber das Gleiche gilt, wenn wir bewusst verbindende Elemente suchen und darauf aufbauen. Ich denke, das ist die Grundlage eines friedlichen Miteinanders – mit oder ohne Musik. 😉

Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler

Vertrauen, Liebe, Freundlichkeit und Humor

•17. Oktober 2009 • Kommentar verfassen

Das sind die Waffen mit denen man unbesiegbar wird. Jedenfalls hat sie ein schwarzer Reverend so eingesetzt, dass er sich praktisch unangreifbar machte. Aber sehen Sie selbst.

Hier ein Link zu dem bemerkenswerten Video:

Für alle die sich mit dem Englischen schwer tun. Es ist ein Interview mit einem ehemaligen Ku-Klux-Klan Anführer der von einer Begegnung mit einem schwarzen Reverend aus seiner Gemeinde berichtet. Er war eingeladen in eine Debatte mit diesem Mann und erwartete einen kampfbereiten militanten Schwarzen und hinter der Bühne trat ein älterer Mann hervor mit Anzug, die Bibel unter dem Arm und streckte ihm freundlich die Hand entgegen – Hi Johnny, I love you and Jesus loves you too.

Der Klan-Anhänger war damals 20 und viel zu überrascht und schüttelte die Hand, obwohl das nach Klanphilosophie schon reichte um sich an Andersfarbigen zu „beschmutzen“.

Dann versuchten sie ihm per Telefon zu drohen: „Du weißt nicht wer wir sind, aber wir wissen wer Du bist“, und er antwortete: „Hi Johnny, wie geht’s Dir?“

Auf Empfehlung der Klan-Oberen stellten sie dann gegenüber seinem Haus ein Kreuz auf und zündeten es an – und er kam seelenruhig zu ihnen und fragte ob er Hot Dogs und Marshmellows für ein Barbecue bringen soll.

Schließlich beobachteten sie, wie er in ein Restaurant zum Essen ging, trommelten eine Bande von 30 Leuten zusammen, gingen auch in das Restaurant in dem der Reverend vor seinem Hühnchen sass und dieses genüsslich verspeiste. Und sie umringten ihn und sagten:

„Dieses Restaurant ist für Weiße, wir wollen Dich nicht hier. Wir werden mit Dir das Gleiche machen, wie Du mit dem Hühnchen.“ Und er sah sie an und küsste das Hühnchen. Und alle anderen Gäste fingen an zu lachen und selbst die Angreifer konnten sich das Lachen nicht verkneifen. Es blieb ihnen nichts übrig, als unverrichteter Dinge wieder abzuziehen, während der Reverend ihnen freundlich nach winkte: „Macht’s gut, Jungs.“

Man kann auf viele Arten siegen. Ohne Angst und mit genügend Vertrauen, laufen Drohungen und Terror ins Leere. Ein alter schwarzer Mann hat mit diesen Waffen den Ku-Klux-Klan besiegt. Was ist wohl uns alles möglich mit diesen „Waffen“?

Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler

Ewiges Leben – Fluch oder Segen?

•17. Oktober 2009 • Kommentar verfassen

In einem Artikel von Eamonn Fitzgerald in der Zeitschrift Business Spotlight, geht es um die Frage wie alt wir werden möchten und wohin uns das in Zukunft führt. Aubrey de Grey, ein britischer Forscher, der behauptet, älter werden ist nicht mehr, als ein technisches Problem, das gelöst werden wird, sagte auf der ersten Anti-Aging-Conference an der University of Cambridge, wenn er es bis 110 schafft sind die Chancen gut es auch bis 1000 Jahre oder mehr zu schaffen. De Grey ist Mitglied einer schnell wachsenden Unsterblichkeitsbewegung, einer Gruppe von Genforschern und Biologen, die planen nicht, oder zumindest erst in einigen Jahrhunderten zu sterben. Sponsoren für die Forschung gibt es bereits. Menschen wie Gary Hudson (Privat-Weltraumreisender), die noch den Traum haben, zum Mars zu fliegen, sind gerne bereit in ihr Überleben zu investieren, wohlwissend, dass es wohl noch mindestens weitere hundert Jahre dauern wird bis ein Privatmann solche Reisen unternehmen kann. Neben diversen Nahrungsergänzungsmitteln und sonstigen Ernährungsansätzen, geht es hauptsächlich um Stammzellenforschung, dem therapeutischen Klonen, welches unsere Haupttodesursachen besiegen könnte, wie Krebs, Herz- Kreislauferkrankungen oder das Altern der Zellen an sich.

Mal abgesehen von der moralischen Frage ob das Klonen und das nachfolgende Zerstören von Embryos in Ordnung ist oder nicht, stellen sich weitere interessante Fragen. Wie würde unser Leben aussehen, wenn wir nicht sterben müssten, oder zumindest sehr viel länger leben könnten als jetzt? Was macht man 1000 Jahre lang auf dieser Erde? Wollen wir das wirklich? Was wären die Folgen für die Menschen, die Umwelt, den Fortschritt und die Evolution?

Die Frage ob es moralisch vertretbar ist, möchte ich hier ausdrücklich jedem selbst zur Beantwortung überlassen. Da es eine ethische oder auch religiöse Glaubensfrage ist, wird man sich darüber sowieso nicht einig werden. Aber angenommen, man würde tatsächlich eine Lösung finden, die es auf „moralisch einwandfreie“ Weise ermöglicht 1000 Jahre oder älter zu werden. Was würde das, bezogen auf oben genannte Fragen bedeuten? Wie würde unsere Welt, unser Leben und unsere Umwelt aussehen?

„Wer will, dass alles so bleibt wie es ist, muss sich verändern.“

Verfasser unbekannt

Dieses Zitat hat zwar nur indirekt mit der Fragestellung nach dem ewigen Leben zu tun, aber es führt uns vielleicht auf die richtige Spur. Der Mensch entwickelt sich selbst nur sehr begrenzt weiter, weil er Veränderungen scheut und nach der Erreichung eines gewissen Besitzstandes zur Bewahrung desselbigen übergeht. In kleinerer Form machen wir diesen Prozess in unserem Land ja gerade durch. Jeder weiß, dass Veränderung und Einschnitte nötig sind, aber keiner möchte das für sich in seinem Bereich wahrhaben. Wir werden also,  sollten wir dieses Stadium nicht überwinden, wie alle Gesellschaften vor uns, untergehen. Geschichte wiederholt sich ständig. Alles ist im Wandel begriffen und die Evolution arbeitet im Zeithorizont von Generationen, das heißt größere Veränderungen finden über eine oder mehrere Generationen hinweg statt.

Junge Menschen, die noch nichts oder nicht viel zu verlieren haben, die noch glauben die Welt im Sturm erobern zu können und alles auf den Kopf stellen zu können, verändern unsere Welt permanent, bis sie älter werden und die Verlustängste um sich greifen. Danach gilt es das Erreichte zu bewahren und die Verantwortung für das Einreißen von Mauern geht an die nächste Generation über. Eine Anpassung an immer schneller voranschreitende Entwicklungen ist so gewährleistet.

Was aber passiert, wenn wir nicht mehr nach ein bis zwei Generationen abtreten sondern noch zusammen mit unseren Urvätern auf der Welt sind? Was hätten wir plötzlich zu verlieren? Ich meine, es ist jetzt schon tragisch wenn ein Mensch vorzeitig gehen muss, sei es durch eine schwere Krankheit oder einen Unfall, aber um wie viel schlimmer muss es sein, wenn man dadurch Jahrhunderte verliert? Oder wäre man zum Teil sogar froh, wenn es endlich zu Ende ginge?

Der Reiz des Lebens liegt zu einem großen Teil in dem Bewusstsein begründet, dass es begrenzt ist. Die Würze besteht darin, dass es eben nicht möglich ist, alles zu erreichen oder zu machen, sondern aussuchen muss, was einem wirklich wichtig ist. Die Spannung liegt im täglichen Kampf um Träume, Pläne und Verwirklichungen unter dem Aspekt, dass wir nicht ewig Zeit haben alles zu erreichen. Würden wir nicht vor Langeweile sterben, würde dieser Aspekt wegfallen? Der Druck etwas anzugehen wäre weg und somit die Wahrscheinlichkeit von Stillstand sehr groß. Vor allem da die Menschen wohl sehr viel vorsichtiger werden würden.

Wer würde noch große Risiken eingehen, wenn er soviel zu verlieren hätte? Ich meine, im Moment verlieren wir ein paar Lebensjahre wenn wir umkommen, was schon schlimm genug ist, aber wie viele würden sich vor lauter Angst zuhause einschließen, wenn sie das ewige Leben oder zumindest einige Jahrhunderte verlieren könnten?

Ich glaube, unsere Weiterentwicklung würde gestoppt. Unsere technischen Mittel würden sich sicher verfeinern und die Möglichkeiten erweitern, aber die Qualität des Lebens würde dramatisch sinken.

Das ist die allgemeine Betrachtung der Frage. Ob man, als persönlich Betroffener, genauso antworten würde, wenn man am Ende seines Lebens gefragt würde, ob man noch ein paar gesunde Jahre anhängen will, steht auf einem anderen Blatt. Wer noch gesund und vital ist und eine Aufgabe hat, sei es auch nur ein Hobby oder ähnliches, der möchte im Normalfall auch noch nicht sterben. Würden wir dann das Angebot zum Eigennutz in Anspruch nehmen oder unserer übergeordneten Verpflichtung zum Abtreten freiwillig nachkommen? … Was meinen Sie?

Ich freue mich auf Ihre Ansichten dazu …

Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler

Wissen-ist-Macht-Blog startet

•17. Oktober 2009 • Kommentar verfassen

Hier entsteht der neue BLOG von Wissen-ist-Macht.tv – in dem in unregelmäßigen Abständen, neue Beiträge zu aktuellen und zeitlosen Themen eingestellt werden. Diese sollen dazu dienen weitere Sichtweisen aufzuzeigen und damit zum NACH-Denken anzuregen – sozusagen quergedacht und gegen den Strich gebürstet 

Wir wünschen viel Spaß dabei.

Bis bald
Ihr
Gerd Ziegler